EinleitungIm Tiroler Oberland, im Raum Wenns und in Fließ, findet man auf den Terrassen entlang der sonnigen Talhänge große Findlinge und ausgedehnte Felsrücken, auf denen sich künstlich geriebene Schalen in unterschiedlichsten Größen und Zahl befinden. Diese auch an vielen anderen Orten in Nord- und Südtirol bekannten Schalensteine geben der heimatkundlichen wie auch wissenschaftlichen Forschung schon seit vielen Jahren unlösbare Rätsel auf. In zahlreichen Büchern und Zeitungsberichten wurden schon unterschiedlichste Meinungen dargelegt. So bieten die Schalensteine für die einen Möglichkeiten zum Feststellen und Festlegen von Kalenderdaten. Andere sehen in ihnen hingegen die Überreste uralter Opferstätten. Auch unter den Einheimischen hat so mancher seine mystische Erklärung, wie Werner Dobler aus Wenns erzählt: "Uns Kindern hat man gesagt, dass auf den Steinen die Hexen mit ihren Stöckelschuhen getanzt haben." Neben den vielfältigen Deutungsmöglichkeiten ist eine Altersbestimmung von Schalensteinen nur in den wenigsten Fällen möglich. Der Großteil der Schalen, die sich an Findlingen oder Felsrücken befinden, muss naturgemäß undatierbar bleiben. Für ein hohes Alter der meisten Steine sprechen aber ihre Fundorte. Sie liegen meist im Umfeld urzeitlicher Siedlungen oder an alten Wegen, die schon sehr früh begangen wurden. Auch in Fließ und in Wenns liegen die Steine an den sonnigen Terrassen weit oberhalb der Talsohle mit herrlichem Panoramablick. Sie sind eingebettet inmitten uralter Siedlungsstellen und alter Wegnetze, die schon seit Jahrtausenden benutzt wurden. Diese Tatsachen alleine sprechen schon für ein hohes Alter dieser Steine. Neben der engen Anbindung an uralte Wege finden sich die Schalensteine fast durchwegs an topografisch herausragenden Punkten wie Felsköpfen oder markanten Geländekanten. Von diesen herrlichen, sonnenbeschienenen Plätzen aus kann man meist das ganze Tal überblicken. Sonnenhänge scheinen für das Vorkommen der Schalen eine wichtige Rolle gespielt zu haben. Durch ihre Verbreitung meist im siedlungsnahen Raum besitzen wir heute nur mehr ein sehr lückenhaftes und unvollständiges Bild über diese Denkmäler. Sie waren der Bauwirtschaft sowie der Feld- und Weidebewirtschaftung unmittelbar ausgesetzt, sodass Felsblöcke, die in ihrer Größe zu bewältigen waren, schon vor Jahrhunderten von der Bildfläche verschwanden. Zahlreiche weitere Schalensteine wurden erst in den letzten Jahrzehnten im Zuge von Straßenerweiterungen oder Feldkorrekturen gesprengt. Es bleibt daher eine spannende Aufgabe für die Zukunft, die noch vorhandenen Spuren unserer fernen Vergangenheit in ihren historischen Zusammenhängen zu ergründen und zu verstehen.
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