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Schalensteine
Einleitung Herstellung von Schalen Festlegung und Errechnung von Kalenderdaten Bilder


Weiterhin ungelöst ist auch die Frage nach dem Verbleib der Felsblöcke, mit denen die Schalen gerieben wurden. Wie aus den Versuchen hervorgeht, können mit einem einzigen Stein zahlreiche Schalen, auch solche unterschiedlicher Größe, hergestellt werden. Ihre Anzahl wird daher im Verhältnis zu den Schalen sehr gering gewesen sein. Der Großteil dieser Steine ist vielleicht von den meist exponierten Fundstellen abgerollt, fand Verwendung als Baumaterial, musste der Weidewirtschaft weichen oder wurde auch nur in Feldmauern eingefügt. Die Ergebnisse der Versuche vermögen natürlich nur einen kleinen Teilbereich der doch wesentlich umfangreicheren Schalensteinproblematik anzusprechen. Bei der großen Anzahl bekannter Steine an den unterschiedlichsten Orten kann aber niemals von einem einheitlichen Entstehungsumfeld ausgegangen werden. So dürften Schalen im Bereich von Kapellen oder in Kirchen bis hinein in die Neuzeit entstanden sein. Jahrtausendealte Schalen an oft entlegenen Felsen könnten hingegen zumindest zum Teil astronomisch- kalendarisch genutzt worden sein. Den unerklärbaren Kreislauf der ewig wiederkehrenden Sonne sah man seit jeher mit Ehrfurcht und Staunen. Der Tag der Wintersonnenwende, die Natur beginnt sich nun wieder langsam aus den Tiefen der Finsternis zu befreien, wurde mit Zeremonien und Ritualen an den magischen und geheimnisvollen Steinen unter freiem Himmel begangen. Die Sonne möge ihre ursprüngliche Kraft und Wärme wiedererlangen, bis der erste Frühlingsregen Fruchtbarkeit, Wachstum und neues Leben aus dem Schoß der Erde hervorbringt. Unsere Vorfahren hätten an diesen Steinen aber nicht nur genaue Kalenderdaten gewonnen, um gemeinsam kultische Feste an Opferplätzen zu feiern. Stellen, an denen der Lauf der Sonne und die Zeitpunkte zum Bebauen der Felder im Fels verewigt wurden, wären an sich sakrale Stätten gewesen. Eine weitere und nicht unwesentliche Bedeutung in der Schalensteinforschung könnten auch die spitzen Felsblöcke, die zum Ausreiben der Schalen dienen, einnehmen. Diese können schnell und zu jeder Zeit aufgestellt werden. So entstehen weithin sichtbare und außergewöhnliche Anlagen, an denen schon vor Jahrtausenden jemand die Macht besaß, Zeitpunkte von Ereignissen in der Natur vorherzusagen. Schon seit jeher war man mit der Himmelsmechanik und den daraus resultierenden Abläufen der Jahreszeiten vertraut. Spätestens zu Beginn der Jungsteinzeit dürfte das Jahr vergleichbar mit unserem Kalender in Tage, Wochen und Monate eingeteilt worden sein. Es gibt in verschiedenen Teilen Europas seit dem Neolithikum eine Reihe von Anlagen, die als Überreste astronomischer Observatorien gedeutet werden. Archäoastronomische Fragestellungen lasen sich an diesen Monumenten, die wohl gleichzeitig auch Kultstätten waren, meist nur mehr unzureichend beantworten, sodass wir heute kaum Kenntnisse über das Wesen vorgeschichtlicher Kalender haben. Durch die markant strukturierten Gebirgszüge, an denen sich zahllose Auf- und Untergänge der Sonne festlegen lassen, wären aufwändige Bauwerke zur Himmelsbeobachtung in unseren Alpentälern wohl überflüssig gewesen. So dürften jeder Kultur und Zivilisation ihre eigenen und grundverschiedenen Instrumente zur Zeit- und Kalenderberechnung zugrunde liegen.

 

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